20. Februar 2014
Kiel mit Weitblick
„Mehr Wohnungen für die wachsende Stadt Kiel“
- Kiel mit Weitblick: Ulf Kämpfer mit seinem Positionspapier
„Mehr Wohnungen für die wachsende Stadt Kiel – bezahlbar für alle Kielerinnen und Kieler“, benennt Kämpfer seine beiden zentralen Ziele in der Wohnungsbau- und Stadtentwicklungspolitik. In seinem heute vorgelegten Positionspapier bezieht der Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters Stellung zu einem der wichtigsten Themen der Landeshauptstadt.
Mehr Wohnraum, faire Mieten, gute Mischung – mehr Lebensqualität!
Kiel wächst. Mein Ziel als Oberbürgermeister ist es, Kiel als gut vernetzte und sozial durchmischte Stadt weiterzuentwickeln, die ihrer Aufgabe als Motor für die gesellschaftliche (Bildung, Soziales, Kultur) und strukturelle (Wirtschaft, Infrastruktur) Entwicklung der ganzen Region gerecht wird.
Wohnungsbaupolitik ist Sozialpolitik und Stadtentwicklung
Wir beobachten in vielen Stadtteilen eine zunehmende soziale Entmischung. Das ist nicht gut für Kiel: Wir brauchen vielfältige, bunte, lebendige Wohnquartiere. Die Stadt muss hier steuernd eingreifen. Konzepte, die Segregation und sozialen Abwärtstrends ganz konkret entgegenwirken, sind gefragt.
Mein Ziel ist ein „Masterplan zur Offensive für neues Wohnen in der Stadt“ als vertrauensvolle und belastbare Vereinbarung mit allen wichtigen Akteuren – mit den Komponenten: Schaffung von Wohnungen, kurzfristige Erschließung des Bauflächenpotenzials, Sanierung der Quartiere für bedarfsgerechte und bezahlbare Wohnungen, Umsetzung der Energiewende – im Einklang mit anderen Stadtentwicklungszielen. Den Gesprächsfaden, den Susanne Gaschke aufgenommen hat, werde ich aufgreifen und weiterführen.
Wir bauen Kiel nur gemeinsam!
Der Wohnungsmarkt und die Entwicklung der Stadtteile dürfen nicht sich selbst oder dem zufälligen Interesse von Investoren überlassen werden. Wir brauchen einen Mix von marktwirtschaftlichen und kommunalpolitischen Impulsen. Dazu sollen die Kieler Wohnungswirtschaft und die Haus- und Grundeigentümer als Partner der Stadt- und Quartiersentwicklung stärker wahrgenommen und einbezogen werden. Gemeinsam sollten wir uns auf Leitplanken für stadtplanerische und architektonische Qualität, Ökologie und Klimaschutz einigen. Ich setze auf Zielvereinbarungen. Denn nur gelungene Projekte stärken die Stadt.
Lokal handeln – mit Verantwortungsbewusstsein für die Stadt
Keine andere deutsche Großstadt hat einen derart globalisierten Wohnungsmarkt wie Kiel. Viele der internationalen Immobilienunternehmen haben ein vergleichsweise geringes Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung und Verbesserung ihres Bestandes, ihre Verankerung in und die Verantwortung für Kiel ist gering. Umso mehr müssen wir daher die regionalen genossenschaftlichen und privaten Wohnungsunternehmen und die privaten Bestandshalter stärken, um über eine Qualitätskonkurrenz auch Kapitalinvestoren dazu zu bringen, ihre Bestände zu pflegen und nutzer- und zukunftsgerecht instandzuhalten und zu modernisieren.
Herausforderungen beim Wohnungsbau in Kiel können nur bei Einbindung aller Akteure gelingen: Nutzergruppen, Wohnungswirtschaft, Wohnungsgenossenschaften, Haus & Grund, Vermieter, Architekten und Planer, Mieterbund, Ortsbeiräte u. a.
Kiel baut zu wenige Wohnungen. Wir brauchen über 800 Wohnungen im Jahr und müssen unser Tempo fast verdreifachen!
Pro Jahr werden zurzeit rund 300 Wohneinheiten gebaut. Für Kiel wird aber bis 2025 ein Zuwachs von ca. 10.000 Einwohnern erwartet, das entspricht ca. 9.000 neuen Wohneinheiten, davon ca. 2/3 in Form von Geschosswohnungsbau mit einem hohen Anteil bezahlbarer Mietwohnungen. Wir müssen also das Tempo erhöhen. Das positives Investitionsklima, die niedrigen Zinsen, öffentliche Förderung und Flächen wie z.B. das MFG 5-Gelände oder der Anscharpark in der Wik bieten Raum für eine gute Mischung von Wohnen und Arbeiten. Wir brauchen eine Aufbruchsstimmung und Bewegung in der Stadt auch und besonders im Wohnungsbau.
Wir müssen prüfen, inwieweit Planungs- und Baurecht seitens der Stadt beschleunigt werden können, ohne die übergeordneten Entwicklungsziele und die Festschreibung angemessener Bau- und Nutzungsqualitäten aus den Augen zu verlieren. Zudem müssen wir in eine zukunftsgerichtete Flächenvorratspolitik einsteigen. Alle Konversions- und Umnutzungsflächen in der Stadt und insbesondere im Eigentum der Stadt sollten auf den Prüfstand gestellt und planungsrechtlich abgewogen werden, um kurz- bis mittelfristig Wohnungsbau o. a. zu ermöglichen. Dazu gehört es auch, über Zwischennutzungen für soziale, kulturelle und Dienstleistungszwecke neu nachzudenken und für endgültige Lösungen Planungsrecht zeitnah umzusetzen.
Sozialer Wohnungsbau – nicht Nostalgie, sondern Schlüssel zur Zukunft
Kiel muss dafür die vom Land angebotenen Strategien der Offensive für bezahlbares Wohnen noch entschlossener nutzen. Das schafft Wohnraum für sozial Schwache und für breite Bevölkerungsschichten, z. B. für junge Hochschulabsolventen und junge Familien, die wir in Kiel halten wollen.
Das aus der Landeswohnraumförderung der Stadt an die Hand gegebene kommunale Förderbudget ist eine bedeutende Unterstützung für den Neubau- und Modernisierungsbedarf und hilft zugleich, Stadtentwicklungsziele umzusetzen. Andere Oberzentren nutzen diese Möglichkeiten intensiver. Kiel darf hier nicht hinterherhinken, sondern muss vorne sein!
Innenstadtbebauung – nicht ohne Beteiligung
Innenstadtbebauung hat Vorrang vor neuen Baugebieten. Wir wollen eine Stadt der kurzen Wege. Wer auf mehr Wohn- und Lebensqualität setzt, braucht auch Beteiligungsprozesse. Denn es geht auch um Lebens- und Wohnqualität in bestehenden Quartieren. Einzelne Vorhaben müssen grundsätzlich offen und frühzeitig durchgeführt werden. Wir bauen nicht nur für zukünftige Kielerinnen und Kieler: Der Interessenausgleich muss im Vordergrund stehen. Ein Bürgerbegehren im Nachhinein, wie derzeit im Fall MöbelKraft, ist für alle Beteiligten eine schlechte Lösung.
Zukunftsfähig –den demographischen Wandel der Quartiere im Blick
Die Bedürfnisse der unterschiedlichen Wohnungssuchenden – Senioren, Kieler mit kleinem Geldbeutel, Studierende, junge Familien, Baugemeinschaften, Migranten – sind sehr unterschiedlich. Haushaltsformen sind bunter geworden, der soziale Zusammenhalt in der Nachbarschaft ist unterschiedlich und braucht z. T. bessere Rahmenbedingungen. Auch eine hohe Lebensqualität mit starken Angeboten für Sport- und Naherholung muss in allen Kieler Quartieren Planungsziel sein. Um dafür die passenden Wohnungen und ein entsprechendes Wohnumfeld zu schaffen, muss die Wohnungswirtschaft unterstützt werden. Moderne, wandelbare Wohneinheiten sind eine Antwort auf die demographischen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte. Es gilt auch, für eine gute Infrastruktur auf den Gebieten Gesundheit, Verkehr, Energieeffizienz, Nahversorgung, Bildungs- und Kulturangebote in den Stadtteilen zu sorgen.
Die Kommune muss dabei viele eigene Rollen wahrnehmen: Als Moderatorin und Mediatorin, als Zukunftsplanerin – vor allem aber als Trägerin der Daseinsvorsorge mit allem, was dazu gehört.
Gemeinsam Wohnen in Kiel– Tür an Tür, in guter Nachbarschaft
Viele Kielerinnen und Kieler wünschen sich solidarische Wohnformen in gesicherter Nachbarschaft. Nachbarschaftliches und genossenschaftliches Wohnen über Generationen hinweg kann Stadtteilen wichtigen Zusammenhalt und Impulse geben.
Zwei Zielgruppen stehen dabei im Vordergrund: Junge Haushalte mit Kindern und Ältere bzw. Menschen mit Unterstützungsbedarf. Hier gibt es in Kiel einige Erfahrungen, auf denen wir aufbauen können. Die Stadt sollte entsprechende Initiativen stärker als bisher unterstützen, etwa durch Moderation in der Entstehungsphase, durch Anhandgabe von Grundstücken in der Planungsphase, durch Schaffung von Baurecht und durch Nutzung des Erbbaurechts. Teile von größeren Baugebieten und einzelne Baugrundstücke sollten exklusiv Baugemeinschaften zur Verfügung gestellt werden. Andere Städte haben damit sehr gute Erfahrungen gesammelt.
Wohnen in der Klimaschutzstadt Kiel
Die sogenannte 2. Miete insbesondere für Energie steigt ständig an. Ein attraktiver Standort für bezahlbares Wohnen wird also zukünftig noch mehr als bisher mit bezahlbaren Energiekosten und der Nutzung effizienter/regenerativer Energie zu tun haben. Vieles ist schon in die Wege geleitet worden, zukünftig liegt der Fokus auf dem Quartier, um z. B. mit Fern- und Nahwärmenetzen und kommunaler Wärmeplanung gebäudebezogene Maßnahmen zu unterstützen. Hier setzt das Modellprojekt Zentrales Gaarden an, weitere Quartiere sollen folgen.
Modellvorhaben MFG 5-Gelände –Chance für Kiel!
In bester Kieler Lage kann ein vernetzter Stadtteil mit einer gesunden Mischung aus Wohnen, Arbeiten und gewerblichen Nutzungen für verschiedene Zielgruppen entstehen.
Entwicklungsbedarf und Potenziale müssen eine kluge und weitreichende Abwägung zu der Option einer kompletten Stilllegung des städtischen Flugplatzes erfahren. Trotz der insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen muss es dort auch Platz für öffentlich geförderten Wohnraum in nennenswertem Umfang geben. Die Entwicklung selber sollte modellhaft in einem offen kommunizierten Verfahren mit echter Teilhabe der Akteure und einer breiten Diskussionsbasis weitergeführt werden.
Erbpachtrecht erhalten!
Über Erbpachten kann Kiel Menschen mit wenig Vermögen und geringem Einkommen den Bau eines Eigenheims ermöglichen. Die Anzahl von rund 1300 im Eigentum der Stadt Kiel befindlichen Erbpachtgrundstücken bleibt erhalten oder wird nach Bedarf gesteigert. Das ist besonders für junge Familien wichtig. Die Erbpächter werden sich darauf verlassen können, dass die Stadt Kiel ihnen eine verlässliche Partnerin ist.
Ein Kommentar
Es ist furchtbar! Aus aktuellem Anlass (Wir suchen eine 5 Zimmer Wohnung als Familie mit drei Kindern) weiß ich wie verheerend der Wohnungsmarkt sich zum schlechteren entwickelt! Berlin und Hamburg geben es vor und die anderen Städte ziehen nach- auch Kiel! Das darf nicht sein!!! Es werden sichtbar fast nur noch Luxuswohnungen gebaut, die eine Familie mit durchschnittlichem Einkommen nie bezahlen kann und es ist auch gar nicht gewollt! Große Wohnungen mit mehr als 5 Zimmer werden vorwiegend an Paare ohne Kinder vermietet- jüngst selbst erlebt bei einer renommierten Maklerfirma in Kiel, die uns eiskalt abserviert haben, weil wir drei Kinder haben. Bitte bitte macht es Berlin und Hamburg nicht nach (wobei Berlin noch kinderfreundlicher ist)!