Ulf Kämpfer

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Kiel oben

oder: Volle Lotte, Kieler Sprotte!

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Für einen Poetry Slam auf der Kieler Woche 2018 habe ich diesen Text geschrieben.

Ulf Kämpfers Blick auf Kiel - als Poetry-Slam-Text

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Mein Kiel: Ganz oben sitzt du auf der Wetterkarte, schaust auf die Welt von hoher Warte.

Deine Fahne ist gehisst: Aber weißt du wirklich, was du willst und wer du bist?

Einst groß geworden mit Flottenstolz und Kaiserpracht, waren es nicht Admirale, sondern mutige Matrosen, die brachen die Preußenmacht. Sie holten die Kohlen aus den Kesseln, sie trugen das Feuer der Freiheit als Fackel durch die Nacht.

Ein Flächenbrand, geplant von kurzer Hand, Frieden und Brot statt Kanonenfutter, Frauenwahlrecht, weg mit dem Kaiser, hurra!

Doch Pyrrhus war der Name ihres Sieges, die junge Republik bald nicht mehr da.

Und Kiel? Die Werften und die Offiziere: Was dich so groß gemacht, das machte dich auch wieder klein.

Kein Stein blieb auf dem anderen in langen Bombennächten. Doch auf Pyrrhus folgte Phönix, und aus der Asche bauten Bürger eine neue Stadt.

Und später? Asche streuen auf dein Haupt, das konntest du sehr gut. Machtest dich oft kleiner als du bist. Nicht gemeckert war genug gelobt. Du hättest schon mögen wollen, ABER dürfen hast du dich meistens nicht getraut!

Und nun, tada, das neue Kiel: Du bist das Gegenteil von Etepetete und Hautevolee, du bist bei 4 Grad mit Arschbombe Anbaden statt Baden-Baden.

Die große Klappe überlässt du anderen, dir reicht eine Dreifeldklappbrücke. Und auch sonst klappt vieles im neuen Kiel – außer, es klappt mal nicht.

Und die Oberbürgermeister? Die wechselst du wie andere ihre Hemden. Viele gaben sich ein kurzes Stelldichein – Doch der, der es jetzt ist, der würd‘ es gerne noch ein bisschen länger sein.

Denn Kiel, ich mag dich, sogar ein bisschen wenig ziemlich sehr.

Du häutest dich, erfindest dich, neu – gierig, suchend und tapsend, wie ein junger Bär.

Du stehst nicht mehr stramm, schaust nicht zurück, sondern ENDLICH sehnsuchtsvoll auf das Meer und in die weite Welt. Denn du weißt: Das Schiff, das ist im Hafen sicher, aber dafür ist es nicht gebaut.

Kiel, es läuft bei dir. Und ich meine nicht nur Lille Bier!

Ich meine: San Francisco, Digitale Woche und alte Mu, THW, Waterkant und Veloroute – und Holstein Kiel, das endlich, endlich Tore schießen tut!

Auf zu neuen Ufern: Volle Lotte, Kieler Sprotte! Alle Mann und Frauen an Deck! Die Segel hoch!

Doch wo sind sie, die Matrosen UNSERER Zeit? Bist du es, oder du: Bist du soweit?

Wer ist so mutig und so stark? –Because – you can’t start a fire, you can’t start a fire without a spark.

My Kiel: Sailing City, sometimes ugly, but mostly pretty – cool.

Mein Kiel, Du ungekämmte Schönheit – geh nicht zum Stylist, denn ich, ich mag dich, wie du bist.