Eine Woche mit vielen kontroversen Diskussionen und ersten Entscheidungen über ein vorsichtiges Lockern des Lockdowns.
Wie haben sich die Zahlen in Kiel entwickelt?
- Die dritte Woche in Folge ist die Zahl der Neuinfektionen gesunken, von 31 Fällen (2,4 Prozent tägliche Zunahme) auf 27 Fälle (1,9 Prozent tägliche Zunahme). Schaut man hinter die Zahlen wird deutlich: Die meisten neuen Fällen kommen aus zwei „Infektionsclustern“ am Städtischen Krankenhaus und einer Einrichtung für ältere Menschen, ansonsten scheint der Virus in Kiel zwar noch nicht ganz ausgetrocknet, aber deutlich auf dem Rückzug zu sein. Die Ausbrüche zeigen aber, wie vorsichtig wir im medizinischen und pflegerischen Bereich sein müssen – hier wird in Zukunft wohl der Schwerpunkt der Pandemiebekämpfung liegen. Deshalb werden wir in Kiel die Testkapazitäten ausweiten, um in besonders sensiblen Einrichtungen früher gefährliche Entwicklungen aufzuspüren.
- Von insgesamt 221 Infizierten sind nur noch 68 aktuell erkrankt ,16 davon werden im Krankenhaus behandelt.
- Ein infizierter Patient ist in dieser Woche gestorben, insgesamt haben wir in Kiel bisher sieben Tote zu beklagen.
Der Trend in Deutschland und Schleswig-Holstein ist ähnlich, allerdings sind deutschlandweit die Steigerungen bei den Covid-19-Todesfällen noch immer vergleichsweise hoch (deutlich mehr als 1000 in einer Woche!). Die Lage in den Krankenhäusern entspannt sich aber nach und nach, daher ist auch ein Sinken der Todesfälle zu erwarten.
Die für die Eindämmung zentrale Reproduktionszahl (Wieviele Menschen steckt ein Infizierter an?) ist auf 0,8 gesunken von ehemals über 3 – das zeigt eindeutig, wie erfolgreich (und wie notwendig) die bisherigen Beschränkungen waren.
Alle Entwicklungen zusammen genommen rechtfertigen, finde ich, die vorsichtigen Lockerungen, die morgen in Kraft treten:
- Die große Mehrheit der Geschäfte darf wieder öffnen
- Die Notbetreuung in Kitas und Schulen wird ausgeweitet
- Die Abschlussklassen dürfen wieder in die Schulen
- Büchereien und Jugendtreffs können mit Einschränkungen wieder öffnen
In zwei Wochen kommen dann in Schleswig-Holstein voraussichtlich weitere Lockerungen:
- Friseure dürfen wieder öffnen
- Bestimmte Sportarten, die unter Beachtung von Hygieneregeln und Abstand betrieben werden können, werden zugelassen
- Es soll neue Regelungen für kleinere Veranstaltungen geben
Von einem normalen Alltag sind wir allerdings weit entfernt und werden es noch lange bleiben.
Besonders belastend ist das weitgehende Kontaktverbot, die noch weitgehend geschlossenen Kitas und Schulen, der runtergefahrene Tourismus, die geschlossenen Restaurants, Cafes, Bars, Kultureinrichtungen. Viele bangen um ihre wirtschaftliche Existenz.
Wegen dieser Härten und weil nicht alles auf einen Schlag wieder öffnen kann, braucht es zukünftig klare Kritierien, an welchem Maßstab Bundesregierung und Bundesländer am 30. April über den weiteren Weg entscheiden: Wo muss die Reproduktionszahl stehen, wie muss die Lage in den Krankenhäusern sein?
Bisher hat man es bei Vagheiten und Allgemeinplätzen belassen, aber bei länger andauernden Beschränkungen muss viel besser als bisher begründet werden, woran sich die Entscheidung über die Aufrechterhaltung oder Lockerung von Beschränkungen orientiert.
Ich glaube, besonders die Gastronomie, der Tourismus und die Kultur brauchen klare Perspektiven, wie und wann es – selbstverständlich nur mit den notwendigen Auflagen bei Hygiene und Abstand – weitergehen kann.
Spannend wird auch die weitere Diskussion, ob wir Mund-Nasen-Schutz nur empfehlen oder zumindest in Geschäften und im ÖPNV vorschreiben sollten.
Wie seht Ihr das?
Und: Geht es zu schnell oder zu langsam mit den Lockerungen?
Wofür soll ich mich bei der Landesregierung einsetzen?
Bleibt gesund und passt auf Euch auf!