Kieler Woche 2009 | Foto: Arne List – CC BY-SA 2.0
1882, als Preußens Glanz noch hoch im Norden schien,
hatten 20 Offiziere einen folgenreichen Spleen;
Sie segelten auf der Förde, manche gewannen, andere verloren:
Die Kieler Woche, sie war geboren.
Mit dem Blick zurück komme ich zu dem Schluss,
dass alles Große klein beginnen muss.
Doch groß wurde nicht nur das Segeln um die Tonne.
Der Kaiser versprach einen Platz an der Sonne.
Den gibt es, leider wahr, auf der KiWo nur selten,
und das Kaiserreich wollt‘ in der Welt endlich was gelten.
Das ging nicht gut aus, wie wir heute wissen,
nie wieder soll in Kiel jemand Kriegsflaggen oder Hakenkreuze hissen.
Und so wurde aus dem royalen Segel-Rennen,
die Kieler Woche, wie wir sie kennen:
Ein Fest des Friedens, ein Treffen der Völker und Länder.
Ein Gegengift gegen alles Stramme und Enge und alle Menschenschänder.
Chinesen, Franzosen, Deutsche und Briten,
sie feiern heute, wo Vorfahren sich stritten,
statt Brandbomben serviert man nun Flammlachs mit Fritten.
Doch dieser Geist der Liebe nicht jeden begeistern kann,
denn manch Kieler, der wird erst durch Meckern von der Memme zum Mann:
Die KiWo, so motzt er, die kannst du vergessen,
ein einziger Nepp, nur noch Saufen und Fressen!
Die Musik und die Plakate, die werden auch immer schlimmer,
und die Oberbürgermeister sowieso immer dümmer,
und jetzt noch der Kleine Kiel-Kanal:
– Kiel ist ein einziges Jammertal!
Und es stimmt ja, KiWo, bist oft laut, bist manchmal grob,
doch von mir kriegt du heut‘ das verdiente Lob.
Denn KiWo, ich mag Dich, du zeigst uns jedes Jahr wieder: Es kann –
alles auch ganz anders sein. Und für ein paar Tage, da glauben wir selber dran.
Doch mit den Abschlussfeuerwerksraketen,
geht uns der Wagemut schnell wieder flöten….
Kieler Woche: Sechs Jahre mache ich das schon,
sie ist ein Bürgermeister-Boot-Camp, ein Marathon,
doch ich kriege einfach nicht genug davon!
Weil alles so viel größer ist als sonst: Der Stau und die Regatten, das Blau und die Fregatten – und von den Regenwolken die Schatten.
Und ich liebe das Tuten auf den Fluten, die sich sputenden Polo-Kanuten, die Schnuten der Marine-Rekruten, die wie Löwen kämpfenden mundraubenden Möwen, die oberflotten Kieler Sprotten, gesetzte Segel und hohe Alkohol-Pegel.
Und nur hier kannst du, du musst nicht mal verreisen,
auf dem Internationalen Markt Zebra, Krokodil oder Känguru verspeisen!
Und wenn am Abendhimmel ein Heer von Heißluftballons über die Förde schwebt,
sich noch immer mein Herz angerührt hebt.
Und auch dies werde ich nie vergessen:
Auf meinem Oberbürgermeister-Klo haben schon zwei Präsidentenpopos gesessen.
Ach, Kieler Woche, gäbe es dich nicht, man müsste dich erfinden.
Weil wir auf dir alles Gute der Stadt in einem einzigen Fest zusammenbinden!
Du bist das Beste, das wir haben, hier wird gefeiert ohne Sühne
und das Allerbeste ist natürlich die – Junge Bühne!
Auf ihren Brettern zieh‘ ich heut‘ in die Wörter-Schlacht
Hab an den Versen gefeilt die halbe Nacht.
Mein Ehrgeiz brennt, ihn zu besiegen – ich weiß, das ist primitiv,
doch der Schmerz der Niederlage im letzten Jahr, er sitzt noch so tief!
Aber ich will ehrlich zu euch sein, viel lieber als mit einem Battle-Sieg zu prahlen
gewönne ich im Oktober die Bürgermeister-Wahlen!
Und doch: Ich hoffe, dass euch wenigstens ein Vers von mir gefallen hat.
Dann möget ihr stets euch besinnen:
Was für die KiWo gilt, gilt auch für‘s Leben, für jede unscheinbare Tat:
Alles Große muss klein beginnen!