Wir alle leben gerade in einer Zeit großer Unsicherheit. Zwischen all den Krisentreffen, Lagebesprechungen und Telefonkonferenzen nutze ich jede freie Zeit, um die politischen und fachlichen Corona-Debatten zu verfolgen, damit wir im Krisenstab und in der Stadtverwaltung die bestmöglichen Entscheidungen treffen können.
Für die gerade vielfach diskutierten Exit-Strategien ist es viel zu früh – aber inmitten aller unsicheren Prognosen und der Notwendigkeit, unsere Strategien der Pandemie-Eindämmung immer wieder anzupassen, schälen sich einige Dinge heraus, auf die wir uns in Kiel (und vermutlich ganz Deutschland) einstellen können, und die mir Orientierung für meine Entscheidungen als Oberbürgermeister geben:
- Die derzeitigen Beschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens werden wir mindestens bis zum 19. April aufrechterhalten müssen.
- Die nächsten Tage und Wochen müssen wir nutzen, um die Zahl der Intensivbetten zu erhöhen, Beatmungsgeräte zu beschaffen, zusätzliches Personal zu gewinnen und für ausreichende Schutzausrüstung (Masken, Schutzanzüge etc.) zu sorgen. Letzteres ist gerade das größte Problem. In Kiel verlassen wir uns nicht allein auf Lieferungen durch Bund und Land, die irgendwann kommen (oder auch nicht), sondern versuchen auf anderen Wegen unsere Bestände aufzufüllen – Dank an die Solidarität von Stadtwerke Kiel AG, Seehafen Kiel GmbH & Co. KG, Firmen wie Ferring oder KVP und andern, die uns unkompliziert helfen!
- Die Testung auf Covid-19-Infektionen muss weiter ausgebaut werden, ggf. müssen dafür (die in Kiel schon relativ hohen) Testkapazitäten vergrößert werden. Mit den derzeit am Städtischen Krankenhaus beginnenden Antikörpertests werden wir herausfinden, wer Infektionen schon überstanden hat und immun ist – das wäre gerade bei Pflegekräften und Ärzt*innen eine wichtige Information.
- Ganz wichtig: Trotz steigender Infektionszahlen müssen Ansteckungswege und Kontaktperson so lückenlos wie möglich verfolgt und Quarantänemaßnahmen angeordnet werden.
- Wir stellen sicher, dass trotz mancher Einschränkungen Stadtverwaltung und städtische Betriebe funktionieren: Strom und Wasser fließen, Müll wird abgeholt, Wohngeld bewilligt, Busse fahren, Bürger- und Presseanfragen werden beantwortet. Und Gesundheitsamt und Städtisches Krankenhaus geben weiterhin alles, um die Gesundheit aller zu schützen.
- Die jetzt in Kraft tretenden Hilfen für Unternehmen, Selbstständige, Mieter*innen, SGB-II-Empfänger*innen etc. müssen so schnell und pragmatisch wie möglich umgesetzt werden, um persönliche Not und die Insolvenz eigentlich gesunder Unternehmen zu verhindern.
- Wir (Stadt, Wirtschaftsförderung, Kiel-Marketing) werden zusammen mit unseren Mitstreitern verstärkt wichtige Informationen und praktische Unterstützung für Kieler Unternehmen, Geschäfte und Gastronomen organiseren, z.B. über www.kiel-hilft-kiel.de
- Die starken Beschränkungen werden nach dem 19. April nur gelockert werden können, wenn wir bis dahin den Anstieg der Infektionen stark senken und die Überforderung des Gesundheitswesens auch danach sicher verhindern können. Damit das gelingt, müssen sich *alle* an die rechtlichen Vorgaben und die persönlichen Verhaltensregeln (1,5 m Abstand, Hygiene beachten!) halten. In vielen Super- und Baumärkten muss noch besser auf Abstand und Hygiene geachtet werden.
- Selbst im optimistischen Szenario werden wir nicht abrupt zum Normalzustand vor der Corona-Krise zurückkehren können. Auch wenn wir Schulen und Hochschulen, Hotels und Geschäfte wieder öffnen könnten, wird vieles anders bleiben: Für viele Monate wird das Gesundheitssystem im Krisen- oder Bereitschaftsmodus operieren müssen; für Alten- und Pflegeheime wird es besondere Schutzvorkehrungen geben, bei Veranstaltungen, in Restaurants, Schwimmhallen etc. wird es auch nach einer Öffnung weiterhin zu Einschränkungen und Präventionsmaßnahmen kommen, genauso im Grenz- und Reiseverkehr.
- Auch wenn wir heute nicht wissen können, wie lange die Corona-Krise dauert und wie schwerwiegend die Auswirkungen sein werden, steht doch fest: Diese Krise wird enden! – Und je besonnener und solidarischer wir jetzt und in den nächsten Wochen handeln, umso verkraftbarer werden die Folgen dieser Pandemie ausfallen.
Bleibt gesund und passt auf euch auf!